Samstag, 11. Juli 2015

Heinrich Böll - Die verlorene Ehre der Katharina Blum

http://www.dtv.de/buecher/die_verlorene_ehre_der_katharina_blum_1150.html

Genre: Erzählung
Verlag: dtv
Seiten: 160
Erscheinungsdatum: 01. Januar 1976
ISBN: 978-3-423-01150-1
Preis: 5,90 €

über den Autor:
Heinrich Böll (1917-1985), studierte Germanistik und klassische Philosophie und arbeitete ab 1951 als freier Schriftsteller. 1972 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Ansichten eines Clowns" und "Gruppenbild mit Dame".


Inhalt (von der Verlagsseite):

 »Ähnlichkeiten mit den Praktiken der ›Bild‹-Zeitung ...] sind weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.« Aus dem Vorwort Bölls

Katharina Blum ist eine junge hübsche Haushälterin, die sich eine kleine Eigentumswohnung und einen Volkswagen leisten kann. Sie hat ein heiter-bescheidenes Wesen und wird, weil sie Zudringlichkeiten der Männer verabscheut, in ihrer Umgebung die »Nonne« genannt. Diese Frau verliebt sich spontan in einen jungen Mann, einen von der Polizei gesuchten radikalen Rechtsbrecher. Sie verhilft ihm zur Flucht und gerät in den Mittelpunkt der Sensationsmache einer großen Boulevardzeitung. Die Situation eskaliert, als der Journalist Werner Tötges in ihre Wohnung kommt ...


Meine Meinung

Obwohl die Erzählung von Heinrich Böll nun schon fast 40 Jahre alt ist, ist sie nach wie vor hoch aktuell. Auch heute noch ist die Berichterstattung in den Medien oft fragwürdig, vor allem in den sogenannten Boulevard-Blättern. Jedoch leistet die Sensationsgier der Menschen ebenfalls einen Beitrag zu dieser Art von Journalismus. Mal ehrlich: es ist doch praktisch, wenn zu einem Verbrechen sofort der passende Sündenbock mitgeliefert wird obwohl noch nichts Konkretes bekannt ist? Ein Asylbewerberheim brennt? Das waren die Rechten. Wer sonst? Wen interessiert schon, ob nicht vielleicht ein Kurzschluss dafür verantwortlich sein könnte.

Zugegeben, wenn ein Journalist heute so etwas wie Rufmord begeht, wird er dafür nicht gleich erschossen, aber es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Geschädigte in irgendeiner Form zur Selbstjustiz greift. Und wenn man mal genau darüber nachdenkt, muss es ja nicht gleich so eine große Sache sein. Selbst im privaten Umfeld wird durch Hörensagen doch oft aus einer Mücke ein Elefant. Da wird man mal von einem jungen Mann nach Hause gebracht und am nächsten Tag erzählt das ganze Dorf, dass man eine Affäre hat - das mag dem einen oder anderen lächerlich vorkommen, doch auch durch sowas wurden schon Familien zerstört.

An die - aus heutiger Sicht - altmodische Schreibweise muss man sich als Leser erstmal gewöhnen, aber dann findet man sich sehr gut im Text zurecht und es ist kein Problem, dem Inhalt zu folgen. Trotz des ernsten Themas kann an der einen oder anderen Stelle sogar geschmunzelt werden.

Ich würde dieses Buch als "zeitlos" beschreiben, da es wohl auch in der Zukunft aktuell bleiben wird. Es regt zum Nachdenken an und gehört für mich eindeutig auf die Liste der Bücher, die man mal gelesen haben sollte.

           

1 Kommentar:

  1. Hach, die lieben Medien. Es ist ja gut, dass wir sie haben, doch irgendwie schade, dass man ihnen nicht ganz trauen kann. Lange haben die Menschen für die Pressefreiheit gekämpft, aber so wirklich "frei" scheint sie nicht zu sein.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass mir das Buch auch gefallen könnte. Vielleicht stolpere ich da ja irgendwann mal drüber.
    Ist auf jeden Fall eine verzwickte Lage, in der sich die Protagonistin wiederfindet. Schön, dass dir das Buch gefallen hat. :)

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